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Intellektuelle im Ausnahmezustand? Diskussion zur aktuellen Lage von Wissenschaftler/innen, Journalist/innen und Schriftsteller/innen in der Türkei
Mittwoch, 9. November 2016 - 17:30 Uhr
Diskussion
Intellektuelle im Ausnahmezustand?
Diskussion zur aktuellen Lage von Wissenschaftler/innen, Journalist/innen und Schriftsteller/innen in der Türkei
Moderation: Elmas Topcu
Bereits seit Jahren sind regierungskritische Journalist/innen, Autor/innen und andere Intellektuelle in der Türkei von strafrechtlicher Verfolgung bedroht, viele von ihnen haben wiederholt für die öffentliche Äußerung ihrer Meinung Gefängnisstrafen verbüßen müssen, u.a. der Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, der 2014 für die Erstaufführung seiner Dokumentation zu den Gezi-Protesten nach Bremen gekommen war. Im Januar 2016 führte der Aufruf von 2000 „Akademiker/innen für den Frieden“, in dem die Regierung aufgefordert wurde, den Krieg in den kurdischen Gebieten des Südostens der Türkei, unter dem insbesondere die Zivilbevölkerung zu leiden hat, zu beenden, zu heftigen Reaktionen von offizieller Regierungsseite, wonach die Unterzeichner/innen als ´Vaterlandsverräter´ innen bezeichnet und behandelt wurden. In der Folge wurden zahlreiche unterzeichnende Wissenschaftler/innen durch ihre Hochschulleitungen mit Sanktionen belegt oder soger entlassen, wobei bis heute unklar bleibt, nach welchen Kriterien die Bestraften ausgesucht wurden. Nach dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 wurden 10.000e Mitarbeiter/innen in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und insbesondere in den Hochschulen unter dem Verdacht der Kollaboration mit den Putschisten, die die Regierung Erdogan unter den Anhängern der Gülen-Bewegung ausmachte, außer Dienst gesetzt: ihnen wurde die Ausreise verwehrt, Pässe wurden eingezogen. Auch hier erscheinen die Kriterien, wonach eine Identifikation ´nur´ als unliebsame Kritiker/innen der Regierung oder schon als Terrorverdächtige (als die die Anhänger der Gülen-Bewegung bezeichnet werden) erfolgt, willkürlich. Während manche Unterzeichner/innen des Aufrufes mehr Restriktionen erfahren, machen andere die Erfahrung, dass sich der Beobachtungfokus von ihnen abgewandt hat. Die Situation insgesamt ist unüberschauber. Große Verunsicherung auf beiden Seiten bestimmt die deutsch-türkischen Beziehungen. Was heißt all das für die Zusammenarbeit, die Haltung, die Arbeit von Intellektuellen hier und da, darüber diskutieren unsere Podiumsgäste.
Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, Konrektorin für für Internationalität und Diversität
an der Universität Bremen, Unterzeichnerin des Friedensappells
Dr. Cetin Gürer, Politikwissenschaftler und Philipp-Schwarz-Stipendiat,
Unterzeichner des Friedensappells
Dr. Roy Karadag, Geschäftsführer des Instituts für interkulturelle und internationale Studien, Universität Bremen
Turgay Doğan, deutsch-türkischer Schauspieler, Regisseur und Dramatiker. Er lebt in Istanbul und ist Gründer und Autor der Istanbuler Theatergruppe „gnlv“
Dr. Hilde Stadler, TV-Korrespondentin ARD/ Bayerischer Rundfunk und stellv. Landesvorsitzende Bayerischer Journalistenverband
In Kooperation mit EuropaPunkt, dem DJV Bremen, der Universität Bremen und dem Festival Literatürk.