globale° 2022 - Miteinander
Bremen | Bremerhaven | Delmenhorst
inter arma silent musae – unter Waffen schweigen die Musen, so formulierte es in Anlehnung an Cicero der deutsche Kunsthistoriker Wilhelm von Bode im Ersten Weltkrieg. Und in der Tat: Der aktuelle Krieg in der europäischen Nachbarschaft ließ uns verstummen. Wir fühlten uns ohnmächtig, hilflos, sprachlos. Und doch und gerade deswegen hat Mitte März 2022 globale° zusammen mit dem Theater Bremen, der Bremer Shakespeare Company und dem Bremer Literaturhaus zu der ersten Veranstaltung unter dem Titel „Wort ergreifen!“ eingeladen; weitere sollten folgen. Texte von zeitgenössischen Autor:innen aus Russland, aus Belarus, aus der Ukraine, wie z.B. von Viktor Martinowitsch oder von Serhij Shadan, der im belagerten Charkiv ausharrt, twittert und sehr zu Recht mit dem diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird, standen auf dem Programm. Daneben Hinweise auf ältere Bücher. Denn Krieg und Gewalt bestimmen das Leben in der globalen Welt nicht erst seit dem 24. Februar 2022. Imperiale Machtansprüche, koloniale Vergangenheit, Diskriminierung – all das spiegelt sich in unserer Gegenwart wider. All das wird beispielhaft bei der diesjährigen globale° thematisiert. Unser Motto 2022 heißt „Miteinander“. Wir sind überzeugt: Nur die Solidarität, der Zusammenhalt, der Gemeinsinn können uns, die Kultur, die Gesellschaft weitertragen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen Inspiration und Ermutigung bei der globale° 2022.
Tagesaktuell
globale° 2022 - Programm
30.10. - 6.11. Día de los muertos
Bei den mexikanischen Feierlichkeiten zum Tag der Toten markiert der Tod keine Trennung, sondern eine Verbindung. Der Altar dient dazu, uns aktiv an die zu erinnern, die uns bereits verlassen haben – mit Erinnerungsgegenständen, freundlichen Totenköpfen und Skeletten, gemeinsam gefertigten Papierblumen, selbst gemachtem Pan de muerto und einer Ausstellung von Pergaminbögen der Bremer Künstlerin Rosa Jaisli. Miteinander feiern die Lebenden und Toten ein rauschendes Fest.
Beteiligt:
(Joa) Tejeiro, Valentina Rojas Loa
Vernissage 30.10. 15.00 Uhr
Kunst-Installation im Noon / Foyer Kleines Haus
Theater Bremen
Goetheplatz 1-3
30.10. Karina Sainz Borgo: Nacht in Caracas
Der von der Kritik hochgelobte Debut-Roman erzählt in atmosphärisch dichter Sprache von Adelaida, einer jungen Frau aus Caracas. Die von Gewalt, Korruption und staatlicher Misswirtschaft bestimmte Gegenwart Venezuelas zerstört Existenzen und nahezu das gesamte gesellschaftliche und kulturelle Leben. In spektakulärer Weise stellt der Roman dies aus Sicht der Hauptfigur dar. Als diese an den Lebensverhältnissen des im Chaos versinkenden Landes verzweifelt, entschließt sie sich zur Flucht nach Spanien.
Moderation: Janina Pérez Arias
In Kooperation mit dem Instituto Cervantes
Sonntag, 30.10. | 18.00 Uhr
Instituto Cervantes Bremen
Schwachhauser Ring 124
28209 Bremen
01.11. Diskussion zur Bremer Bewerbung um den UNESCO-Titel „City of Literature”
Das internationale Netzwerk Cities of literature wurde von der UNESCO 2004 initiiert. Heute gehören 42 Städte weltweit dazu; sie verbinden sechs Kontinente. Bremen und Danzig bewerben sich 2023 als Zeichen eines besonderen Engagements für Literatur um den UNESCO-Titel „City of literature“. Vertreter:innen aus Vilnius, Krakau, Durban, Lviv, Danzig und Bremen diskutieren über die Bedeutung von Literatur und internationaler kultureller Vernetzung heute.
Moderation: Ian Watson / Begrüßung: Alexandra Tacke
In englischer Sprache
In Kooperation mit dem Senator für Kultur
Dienstag, 01.11 | 15.00 Uhr
Rathaus Bremen / Kaminsaal
Am Markt 21
28195 Bremen
01.11. Eröffnung | Lesung und Gespräch Juri Andruchowytsch: Radio Nacht
Juri Andruchowytsch ist heute eine der bekanntesten Stimmen der Ukraine, ja sogar einer der wichtigsten europäischen Autoren der Gegenwart. Sein Werk erscheint in 20 Sprachen. Für ihn war schon immer Europa, dem er sich zugehörig fühlt, mehr als nur die Europäische Union. In zahlreichen Essays, Gesprächen und Vorträgen setzt er sich nachdrücklich für den proeuropäischen Gedanken ein. Der polyglotte Galizier ist ein überzeugter Mitteleuropäer. Vor allem seit dem Beginn des Krieges in Februar 2022 war und ist Andruchowytsch in vielen deutschsprachigen Medien präsent. Im Herbst 2022 erscheint auf Deutsch im Suhrkamp Verlag sein neuestes Buch Radio Nacht, ein Gegenwartsroman von eminenter Aktualität.
Begrüßung: Dr. Andreas Bovenschulte (Bürgermeister), Cornelius Neumann-Redlin (Unternehmerverbände im Lande Bremen)
Moderation: Silke Behl
HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass die Anmeldungen zur Eröffnung der globale° am 01.11.2022 geschlossen sind. Alle Anmeldungen die bis zum 26.10.2022 eingegangen sind, sind bestätigt.
Wir bitten Sie, am Veranstaltungstag Ihre Plätze bis 18:45 Uhr einzunehmen.
In Kooperation mit der Senatskanzlei, der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen und dem Verein Unternehmerverbände im Lande Bremen e.V.
Dienstag, 01.11. | 19.00 Uhr
Rathaus Bremen
Am Markt 21
28195 Bremen
02.11. Juri Andruchowytsch: Radio Nacht
Radio Nacht, in der Ukraine 2020 erschienen, ist nicht nur ein sprachliches Feuerwerk, sondern ein aktueller Gegenwartsroman: Klimaproteste, Pandemie, die Bedrohung durch Russland – er handelt von einer Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben zu werden drohen. Als »Barrikadenpianist« hat er die Revolution zu Hause unterstützt, in der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker: Josip Rotsky, ein Mann unklarer Identität, dessen Name an Trotzki, Brodsky, Joseph Roth erinnert. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter. Nach der Haft zieht sich Rotsky zurück und flieht schließlich nach Griechenland. Dort sendet sein »Radio Nacht« rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt.
Moderation: Silke Behl
In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und der Stadtbibliothek Bremerhaven
Mittwoch, 02.11. | 11.00 Uhr
Stadtbibliothek Bremerhaven
Bürgermeister-Smidt-Str. 10
27568 Bremerhaven
02.11. Rozena Maart und Natasha A. Kelly: Sarah „Saartje“ Bartmann, Josephine Baker und die „Schlafende Milli“ - das Image der Schwarzen Frau in der Geschichte und Gegenwart Europas
Wer war Milli? Diese Frage stellte Nastaha Kelly im Frühjahr 2022 in ihrer Intervention in der Kunsthalle Bremen und sorgte damit für große Aufmerksamkeit. Ausgehend von dem Gemälde „Schlafende Milli“ von Ernst Ludwig Kirchner, das sich in der Sammlung der Kunsthalle Bremen befindet, ging sie der Frage nach, welche Rolle das Bild der „Schwarzen Frau“ in europäischer Kunst spielte. Kelly versucht, so Milli ein Stück Identität wiederzugeben, jenseits kolonialer und kolonialistischer Exotisierung.
In einer gemeinsamen Veranstaltung mit der südafrikanischen Wissenschaftlerin, Schriftstellerin und Lyrikerin Rozena Maart diskutiert Nastaha Kelly im Rahmen der globale° 2022 emanzipatorische Perspektiven auf das Bild der „Schwarzen Frau“.
Begrüßung: Maimuna Sallah
In englischer Sprache
In Kooperation mit der Universität Bremen, der Kunsthalle Bremen und dem Bremer Rat für Integration
Mittwoch, 02.11. | 16:00 Uhr
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
02.11. Irina Scherbakowa: Die Hände meines Vaters
Die renommierte Publizistin Irina Scherbakowa war Mitiniatorin der internationalen Gesellschaft Memorial. Heute ist Memorial in Russland verboten, Irina Scherbakowa lebt im Exil. In ihrem Buch Die Hände meines Vaters entwirft die Autorin anhand der Familiengeschichte, der Erinnerungen, sowie anhand von privaten und historischen Dokumenten ein Panorama Russlands im zwanzigsten Jahrhundert: vom Zarenreich, über die Oktober Revolution, Stalins Terror bis zu Putins Staat.
Moderation: Libuše Černá/Helga Trüpel
In Kooperation mit dem Deutschen Journalistenverband Bremen und der Villa Ichon
Bitte melden Sie sich bis zum 28. Oktober unter folgender E-Mailadresse an (daniel.schmidt@globale-literaturfestival.de).
Mittwoch, 02.11. | 18 Uhr
Villa Ichon
Goetheplatz 4
28203 Bremen
02.11. Erik Fosnes Hansen: Zum rosa Hahn - abgesagt!
***Die Lesung mit Erik Fosnes Hansen am 02.11. um 20 Uhr muss wegen Erkrankung abgesagt werden, sie wird 2023 nachgeholt.***
In seinem neuen Roman über zwei alchemistisch begabte Goldmacher standen der Sprachwitz und die Fantasie im Vordergrund. Die beiden treffen auf einer Landstraße zufällig aufeinander und ziehen schließlich in die von Fürstin Clothilde regierte Stadt Jüterbog, in der die Untertanen durch Massage bei Laune gehalten werden. Heimlich beobachtet werden die beiden von einem Hund und einer Katze, die sich fragen, was die Ankunft der Männer bedeuten könnte. Ein Text, so kafkaesk und skurril, dass der Brotteig spricht und die Zeitungen fliegen.
Moderation: Katrin Krämer
In Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof
Mittwoch, 02.11. | 20 Uhr
Kulturzentrum Schlachthof
Findorffstr. 51
28215 Bremen
03.11. Shumona Sinha: Das russische Testament
Für Tania, die in den 1980er Jahren in Kalkutta als Tochter eines passionierten Buchhändlers und einer wütenden Mutter aufwächst, ist die russische Literatur Zufluchts- und Sehnsuchtsraum. Im kommunistischen Westbengalen spürt sie als Studentin die Lebensgeschichte eines jüdischen Verlegers Lew Kljatschko auf, dessen Kleinverlag in den 1920er Jahren surrealistische Literatur in Umlauf brachte. Als Tania Kontakt zu Kljatschkos Tochter Adel aufnimmt, die mittlerweile als betagte Dame in einem Altenheim in Sankt Petersburg lebt, geraten über Kontinente, Jahrzehnte und Ideologien hinweg Lebens- und Weltgeschichte in Bewegung.
Moderation: Karen Struve
In Kooperation mit dem Institut français
Donnerstag, 03.11. | 17.00 Uhr
Institut français
Contrescarpe 19
28203 Bremen
03.11. Adriana Popescu: Morgen irgendwo am Meer
Exklusive Filmszenen, Lesung & Gespräch mit der Autorin Adriana Popescu und dem Regisseur Patrick Büchting
Die Zeit nach dem Abitur markiert einen der wichtigsten Lebensabschnitte. Einen Zwischenraum, in dem alles möglich ist; die Wege gefühlt endlos und so viele Möglichkeiten, die man ergreifen könnte. Adriana Popescu fängt dieses Gefühl in ihrem Jugendroman ein und verhandelt die großen Fragen der Identität, Liebe und Freundschaft – auf dem Weg nach Lissabon in einem kleinen Wagen zwischen den vier Menschen Romy, Konrad, Nele und Julian.
Anlässlich der Verfilmung des erfolgreichen Jugendromans Morgen irgendwo am Meer kommen der Filmregisseur Patrick Büchting und die Autorin des Romans mit dem Publikum ins Gespräch. Patrick Büchting zeigt Filmszenen, die selbst die Autorin noch nicht gesehen hat. Im anschließenden Gespräch geht es um folgende Fragen: Vor welchen Herausforderungen standen Regisseur und Filmteam bei der Verfilmung? War die Autorin in die Filmadaption eingebunden? Wie fühlt es sich an, den eigenen Stoff auf der Leinwand zu sehen? Adriana Popescu wird live über zoom dazu geschaltet.
Moderation: Corinna Gerhards
In Kooperation mit der Stadtbücherei Delmenhorst
Voranmeldungen möglich unter Telefon (04221) 99-2476 oder per E-Mail an stadtbuecherei@delmenhorst.de.
Eintritt
Donnerstag, 03.11. | 19 Uhr
Stadtbücherei Delmenhorst
Lange Straße 1a (City-Center)
27749 Delmenhorst
03.11. Florence Brokowski-Shekete: Raus aus den Schubladen! und Tete Loeper: Barfuß in Deutschland
Die Journalistin Tete Loeper nimmt als Grundlage für ihr Buch Barfuß in Deutschland ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse. Sie verdeutlicht, wie schwer es ist, in Deutschland anzukommen und Fuß zu fassen. Auch Florence Brokowski-Shekete hat in ihrem autobiografischen Debut Mist, die versteht mich ja! Konfrontation mit Vorurteilen und Alltagsrassismus in Deutschland thematisiert. Das Buch stand auf der Spiegel- Bestseller-Liste. In diesem Jahr publiziert Florence Brokowski-Shekete Gespräche mit zwölf Schwarzen Deutschen aus verschiedensten Berufen über ihr Leben – vom Metzgermeister in Speyer über den ostfriesischen Kfz-Mechaniker bis zur Gynäkologin in Saarbrücken.
Moderation: Maimuna Sallah
In Kooperation mit der Arbeitnehmerkammer Bremen und dem Bremer Rat für Integration
Donnerstag, 3.11. | 20.00 Uhr
Arbeitnehmerkammer Bremen
Bürgerstraße 1
28195 Bremen
04.11. Yade Yasemin Önder, Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron
Ein abwesender und doch immer anwesender Vater, der gleich zu Beginn in die Kreissäge stürzt. Eine cholerische Mutter. Fünf Freundinnen, die aus dem Fenster fliegen, zu viel Essen und zu wenig. Miniaturen, die vereinzelte Situationen kaleidoskopartig in verschiedensten Facetten ausleuchten. Im Haus auf der Wiese wächst die Erzählerin zwischen Helmut Kohl und den Spice Girls auf und versucht ihre Form zu finden.
Yade Yasemin Önder beschreibt diese Suche in einer Sprache, die einem im Halse stecken bleibt: lyrisch und zart, komisch und brutal. Ausgezeichnet mit dem Debütpreis der lit.COLOGNE 2022.
Moderation: Tatjana Vogel
In Kooperation mit der Stadtbibliothek Bremen und dem Kulturforum Türkei
Freitag, 04.11. | 18 Uhr
Stadtbibliothek Bremen
Am Wall 201
28195 Bremen
04.11. Deutsch-niederländische Literatur-Performance Building a Bridge
Innerhalb eines halben Jahres sind neun Nachwuchsautor:innen aus Bremen und Groningen immer wieder zusammengetroffen und haben gemeinsam literarische Brücken gebaut. Nun kann das Publikum diese Brücken betreten. Wo wird diese Begegnung hinführen? Lassen wir uns gemeinsam überraschen und mit den verschiedenen Sprachen und Geschichten spielen.
Aber so viel können wir schon einmal verraten: Sie begegnen sich im Zug und geben dem, was sie beschäftigt, Worte: Kindheitserinnerungen, Gender, Depression, Kampfgeist. Die Zuschauer:innen sind Mitreisende und dürfen mit über die Brücke mitfahren.
Begrüßung: Libuše Černá
In Kooperation mit dem Theater im Volkshaus
Gefördert von der Botschaft des Königreichs der Niederlande, dem Fonds Soziokultur, dem Senator für Kultur und dem Bremer Literaturkontor.
Freitag, 04.11. | 19.00 Uhr
Theater im Volkshaus/Opus Einhundert
Hans-Böckler-Str. 9
28217 Bremen
04.11. Hendrik Bolz: Nullerjahre
„Blühende Landschaften“ versprach 1990 Bundeskanzler Helmut Kohl den Menschen in den „neuen“ Bundesländern nach der Friedlichen Revolution. Hendrik Bolz´Roman Nullerjahre beschreibt das Aufwachsen in dieser Zeit, die den Menschen viel versprochen und wenig eingelöst hat. Bolz beschreibt in seinem ersten Buch eindringlich das Aufwachsen nach dem „Ende der Geschichte“ in den 1990er Jahren im wiedervereinigten Deutschland. Statt zur blühenden Landschaften nimmt er die Leser:innen mit in eine Welt aus Perspektivlosigkeit, Drogen und (rechter) Gewalt. Dabei zeigt seine Perspektive einen Blick auf das Stralsund der 1990er und der „Nullerjahre“ frei von bildungsbürgerlichem Voyeurismus und leistet einen Beitrag zu einer Debatte zum Thema, das bis heute kaum aufgearbeitet ist.
Moderation: Klaas Anders
In Kooperation mit dem Kukoon
Freitag, 04.11. | 20.00 Uhr
Kukoon
Buntentorsteinweg 29-31
28201 Bremen
Sa, 05.11. und So, 06.11.
Miteinander - Kulturcampus
Traditionell verwandeln globale° und das Theater Bremen gemeinsam verschiedene Theaterbühnen in einen grenzüberschreitenden Kulturcampus. An unterschiedlichen Spielorten werden Lesungen, Inszenierungen, Diskussionen angeboten. Am Sonntag laden wir zusätzlich im Institut français in Bremen zu einer Matinee und in Bremerhaven zu einer Veranstaltung unter dem Titel Heimat – eine Besichtigung des Grauens ein.
05.11. Literarischer Spaziergang entlang Bremer Buchhandlungen, 11.00 Uhr
Wort ergreifen!
Der Krieg lässt Autor:innen in der Ukraine Brutalität erleben, in Belarus verstärken sich die Repressionen, in Russland zwingt das Regime unzählige Menschen in die Flucht. Darunter auch kritische Autor:innen und Journalist:innen, die nun aus dem Exil veröffentlichen müssen. Sie riskieren mit ihrer Arbeit Strafe und Gewalt. So bleibt ihre Tätigkeit auch aus dem Ausland ein widerständiger Akt.
Wir möchten diese Stimmen ins Zentrum der Bremer Öffentlichkeit holen, historische Zusammenhänge verstehen und lernen, was es bedeutet, in Zeiten und von Orten der Gewalt und Repression zu schreiben.
Bei jeder Buchhandlung werden teils historische, teils aktuelle, literarische oder journalistische Texte aus der Ukraine, Belarus und dem russischen Exil vorgestellt. Jeder Text wird kurz eingeordnet und dann von einer Schauspieler:in gelesen.
In Zusammenarbeit mit Schauspieler:innen der Bremer Shakespeare Company und ausgewählten Bremer Buchhandlungen.
Samstag, 05.11. | 11.00 Uhr
Treffpunkt an der Buchhandlung Storm
Langenstraße 11
28195 Bremen
Hinweis: Bitte melden Sie sich per Mail für die Teilnahme an (tatjana.vogel@globale-literaturfestival.de)
05.11. Domenico Müllensiefen: Aus unseren Feuern
Heiko, Thomas und Karsten wollen alles anders machen als ihre von den orientierungslosen 1990er Jahren verbitterten Eltern. Statt eines Aufstiegs in blühenden Landschaften erwarten die drei Freunde die Übernahme eines maroden Schlachtbetriebs, benebelte Montageeinsätze in dunklen Kabelschächten und Bewerbungstrainings im Jobcenter. Jahre später haben sich die Freunde aus dem Blick verloren. Da wird Heiko, der inzwischen als Bestatter arbeitet, zu einer Unfallstelle gerufen; die Geschichte beginnt nochmal von vorn. Ein eindrucksvoller Roman über die gegenwärtige Arbeiterklasse, fragile Männlichkeit und die Suche nach einer Perspektive im Ostdeutschland der Nachwendejahre.
Moderation: Farukh Sauerwein
Samstag, 05.11. | 13.00 Uhr
Eintritt
Brauhauskeller
Theater Bremen
05.11. Literatur und Wissenschaft in Zeiten des Krieges
Der Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 erschütterte nicht nur die ganze Welt und unsere Gesellschaft, sie verunsicherte auch die damit assoziierte Kulturvermittlung und die Wissenschaft. Es wird immer schwieriger, sich mit russischer Kultur und Literatur auseinanderzusetzen. Wen befragt man, wen lädt man aus? Die Wissenschaft hat ein ähnliches Problem. An der Schnittstelle zwischen Geschichte, Kultur und ihrer Vermittlung stellt sich die Frage: Wie kann man über Literatur sprechen, wie kann man die Vergangenheit interpretieren in Zeiten des Krieges? Und wie betrachtet man sie nach einem Angriff und seinem Fortbestehen in diesem Jahr?
Es diskutieren Oxana Matiychuk, Kulturinstitut Gedankendach in Czernowitz, Alyssa DeBlasio, Dickinson College und Gun-Britt Kohler, Universität Oldenburg
Moderation: Simon Lewis, Universität Bremen
In Zusammenarbeit mit der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und der Universität Bremen
Samstag, 05.11. | 15.00 Uhr
Eintritt frei
Brauhauskeller
Theater Bremen
05.11. Paul Bokowski: Schlesenburg
Schlesenburg. So heißt die Siedlung am Stadtrand, in der fast mehrheitlich Familien aus Polen wohnen. Sie alle tragen Hoffnungen und Träume in sich, sie alle teilen den Schmerz über eine verlassene Heimat und die Suche nach einer Neuen. Es ist Sommer ´89, und eine Wohnung in der Burg geht in Flammen auf. Dieser Brand löst eine Kette von Ereignissen aus, die alle in der Burg verändern. Es ist ein Jahr des Suchens, der Trauer und des Drangs zu wissen, wo man herkommt.
Moderation: Daniel Schmidt
Samstag, 05.11. | 16.30 Uhr
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
05.11. Behzad Karim Khani: Hund, Wolf, Schakal
Nach der Hinrichtung der Mutter im Tumult der iranischen Revolution fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater nach Deutschland. Doppelt fremd im arabisch dominierten Neukölln, fristet der Vater ein Leben zwischen Taxifahren, Backgammon und Scham, während Saam versucht, die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen. Mit allen Mitteln erkämpft er sich Respekt unter den brutalen Straßengangs, um seinen Bruder Nima zu beschützen. Bis er eines Tages zu weit geht. Es geht um das Martyrium eines sensiblen Jungen, der zum Monster wird. Seinen Bruder, der sein Leben nur durch Flucht stabilisieren kann. Und ihren Vater, der seine Tage absitzt wie eine Strafe. Eine harte Geschichte.
Moderation: Lore Kleinert
Samstag, 05.11. | 18.00 Uhr
Eintritt
Brauhaus
Theater Bremen
05.11. ŠTETL: Die Geschichte eines Buches
Die Geschichte eines Buches ist eine Theaterverarbeitung der wahren Vergangenheit der jüdischen Familie Strach aus Brünn.
Die Theateraufführung ist zugleich ein Ergebnis des Projektes „Bibliothek der verlorenen Hoffnungen“ der Jüdischen Gemeinde Brünn. Dabei werden Nachkommen gesucht von ermordeten Besitzern von mehr als 12.000 liturgischen Büchern, die den jüdischen Familien beim Transport in den Tod abgenommen worden sind. Jedes Buch hat seine eigene Geschichte, vermittelt durch Randnotizen und persönliche Anmerkungen. Das Buch Machzor, das ursprünglich Cornelius Strach gehörte, wurde nach Jahrzehnten der Familie zurückgegeben und fand so wieder seinen Ort und seine Heimat in Liverpool.
Die Geschichte eines Buches ist ein Theaterstück über Hoffnung auf die Fortsetzung der jüdischen Tradition.
Regie: Hana Mikolášková, Musik: Ivan Acher, Dramaturgie: Eva Petláková
Besetzung: Miroslav Sýkora, Kateřina Veselá, Kateřina Höferová, Alžběta Filipová, Melika Yildiz/ Ester Yildiz, Eliáš Kliment
Einführung: Štěpán Menashe Kliment
In Kooperation mit dem Kulturministerium der Tschechischen Republik und der Stadt Brno
Samstag, 05.11. | 20.00 Uhr
Theateraufführung
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
06.11. Doan Bui: La Tour
La Tour (dt: Der Turm) erzählt von Menschen, die Migration oder besondere Lebensumstände in den „Olympiades“, den Hochhäusern im 13. Pariser Arrondissement – dem sogenannten Chinesenviertel -, zusammengeführt hat. Bewusst fragmentarisch und mit feiner Ironie erzählt, fasziniert der Text durch das Zusammenspiel von Geschichten, die einen genauen Blick in die aktuelle französische Gesellschaft freigeben.
Die Lesung und das Gespräch sind in deutscher und französischer Sprache. Die Autorin begleitet die Veranstaltung musikalisch.
Moderation: Elisabeth Arend
In Kooperation mit dem Institut français Bremen
Sonntag 06.11. | 11.00 Uhr
Institut français
Contrescarpe 19
28203 Bremen
06.11. Harald Jähner: Höhenrausch - Das kurze Leben zwischen den Kriegen
Deutschland 1918: Kriegsende, Sieg der Demokratie,
freies Leben auf der einen Seite – Inflation, Herrschaft
des Billigen, tiefe Spaltung der Gesellschaft auf der
anderen. Der renommierte Autor Harald Jähner liefert
eine Gesamtschau der pulsierenden, reichen Zeit
zwischen den beiden Weltkriegen und zeichnet das Bild
einer zerrissenen Gesellschaft. Es ist uns irritierend
ähnlich und – hoffentlich – doch ganz anders.
Sonntag, 06.11 | 12.00 Uhr
Bremische Bürgerschaft
Am Markt 20
28105 Bremen
06.11. Monique Bosco: Eine Entdeckung
„Ihr Geheimnis liegt in ihrem Lachen“, hat Hélène Cixous über ihre Freundin Monique Bosco gesagt, „einem Lachen, um das Grauen zu überwinden.“ Grauen gab es im Leben der 1927 in Wien als Monika Boscowitz geborenen Autorin: nachdem sie in Frankreich, getarnt als Katholikin, die Shoah überlebt hatte, emigrierte sie nach Montréal. Im Québec wurde sie als Literaturprofessorin, Romancière und Dichterin zur Pionierin einer feministischen Moderne. Ihr 24-bändiges Oeuvre ist in Deutschland bis heute unbekannt. Einen ersten zweisprachigen Einblick in seine Niemandsländer und entschiedenen Einsamkeiten verschaffen, 15 Jahre nach Boscos Tod, Jody Danard und Benno Schirrmeister.
Moderation: Jody Danard und Benno Schirrmeister und Karen Struve
In Kooperation mit dem Institut français und der Kanadischen Botschaft
Sonntag, 06.11. | 12.00 Uhr
Institut français
Contrescarpe 19
28203 Bremen
06.11. Khue Pham: Wo auch immer ihr seid und Laura Cwiertnia: Auf der Straße heißen wir anders
Die Struktur der Geschichten ist ähnlich: Die Großmutter stirbt, die Familiengeheimnisse werden gelüftet, zum ersten Mal werden Fragen gestellt. Und die Protagonistinnen werden aus ihrem gewohnten Leben in Deutschland gerissen und begeben sich auf die Suche nach Antworten. Doch reisen wir bei der Lektüre in unterschiedliche Länder. Bei Khue Pham geht es um die Aufarbeitung der vietnamesischen Geschichte, des Krieges zwischen Nord – und Südvietnam. Laura Cwiertnia schildert die Verfolgung der Armenier im Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg und in der Türkei der Nachkriegszeit.
Moderation: Lisa Peyer
In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen
Sonntag, 06.11. | 14.00 Uhr
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
06.11. Katerina Poladjan: Zukunftsmusik
Die Geschichte eines Aufbruchs: in einer sibirischen Kleinstadt leben in einer Kommunalka auf engstem Raum Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin. Katerina Poladjan erzählt elegant und mit Anklängen große russische Literatur vom gleichförmigen Alltag dieser bunt zusammengewürfelten Gemeinschaft, vom ärmlichen Dasein in einem „verblödeten Land”, von Hoffnungslosigkeit und Resignation, aber auch von Sehnsüchten und verheißungsvollen Zeichen. Sie beobachtet genau und zeichnet in vielen heiteren, manchmal skurrilen Szenen und Dialogen das detailgenaue Bild eines Lebens, in dem Individualität und Privatsphäre kaum einen Platz hatten, an der Schwelle zum ersehnten und herbeiphantasierten Neubeginn.
Moderation: Lore Kleinert
Sonntag, 06.11. | 16.00 Uhr
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
06.11. Lize Spit: Ich bin nicht da
Nach ihrem Debüt Und es schmilzt (2017), mit dem Lize Spit 2017 Gast bei der globale° war, ist die niederländisch-flämische Autorin nun zurück mit ihrem zweiten Roman. In diesem verhandelt sie die Geschichte des Paares Leo und Simon und die Frage, was mit der Beziehung passiert, wenn eine Hälfte aufgrund einer psychischen Krankheit sich immer mehr aus dem bisherigen Leben zurückzieht.
Moderation: Johanna Schwarz
Sonntag, 06.11. | 18.00 Uhr
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
06.11. Robert Menasse: Die Erweiterung
Zwei Männer, verbunden durch einen Schwur, den sie im polnischen Untergrundkampf gegen das kommunistische Regime geleistet haben, gehen nach dessen Zusammenbruch getrennte Wege. Während der eine schließlich polnischer Ministerpräsident wird, macht der andere nach dem EU-Beitritt Polens in der Europäischen Kommission Karriere und ist zuständig für die Erweiterungs-Politik. Über den Beitritt Albaniens kommt es zum politischen Konflikt und schließlich zu unversöhnlicher Feindschaft. Innerhalb dieses Rahmens entscheiden sich in Menasses Folgeroman von Die Hauptstadt eine Vielzahl von Schicksalen. Kühne Pläne werden auf die Probe gestellt werden, bis es zum Showdown kommt, auf dem schwankenden Boden eines albanischen Kreuzfahrtschiffs.
Moderation: Christine Gorny
In Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Bremen
Sonntag, 6.11. | 20.00 Uhr
Eintritt
Kleines Haus
Theater Bremen
06.11. Thomas Ebermann, Thorsten Mense: Heimat – eine Besichtigung des Grauens
Mit dem Begriff Heimat wird für Zahnpasta und Banken geworben, der Trachtenhandel erzielt Umsatzrekorde, die Bild-Zeitung ehrt sie mit einer kostenlosen Sonderausgabe, die Qualitätsmedien mit Features und Debatten-Serien. Grüne plakatieren ihr zur Ehre, Rechte verkünden, die Liebe zur ihr sei kein Verbrechen, und wer sie nicht liebe, sei aus ihr zu entfernen. Was man bereits ohne Meinungsforschung erkennen konnte, wurde mittlerweile auch empirisch belegt: Je mehr Heimatliebe, desto ausgeprägter die rassistische Gesinnung. Unbeeindruckt davon, stets dem Konstruktiven verpflichtet, bastelt die Zivilgesellschaft an ‚alternativen‘ Heimatbegriffen. Das und vieles mehr – das Absurde und das Gefährliche – wird an diesem Abend auf Bühne und Leinwand besichtigt und vorgeführt, nachgespielt und kommentiert, analysiert und in die Tonne getreten
In Kooperation mit der Arbeitnehmerkammer Bremen
Sonntag, 6.11. | 20.00 Uhr
Capitol
Hafenstr. 156
27576 Bremerhaven
07.11. Literaturland Spanien - online-Veranstaltung
Spanien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022. Dies nimmt globale° zum Anlass, zusammen mit dem Instituto Cervantes sowie den baskischen (Etxepare Euskal Institutua) und katalanischen (Institut Ramon Lull) Kulturinstituten auf die literarische Landschaft Spaniens zu schauen. Sprachlich und kulturell ist diese ausgesprochen vielfältig und sehr weiblich. Die online-Veranstaltung zeigt dies. Mit Irati Elorrieta lässt sie eine baskische Autorin und mit Raül Garrigasait einen renommierten katalanischen Autor zu Wort und ins Gespräch kommen.
Die Veranstaltung findet auf basikisch / katalanisch / deutsch statt.
Informationen zur Teilnahme an der online-Veranstaltung finden Sie auf der Website des Instituto Cervantes Bremen.
Montag, 07.11. | 19 Uhr
Moderation: Bàrbara Rovirò Llimiana
Link und Kenncode für das Webinar auf Zoom :
Link: https://zoom.us/j/91819196408?pwd=bnJ5VENmdk9FZEZBNHdrTWZYUzVEdz09
Kenncode/Código de acceso: 161084